Nova Scotia – Der schönere Teil?

Der neue Tag beginnt einigermaßen windstill und mit wärmendem Sonnenschein. Auf dem riesigen Campingplatz sind wirklich nur ich und ein paar Krähen. Also die Kamerabatterien weiter aufgeladen,  gefrühstückt,  den Parkranger nach dem besten Weg in Richtung Lunenburg gefragt, den parkeigenen Strand besucht und ab auf die Piste. Natürlich wieder in die falsche Richtung.  So kann ich noch einmal das 400 m Schild von gestern bewundern.

Um die Fahrt um Cape Breton wirklich abzurunden,  nehme ich die Route Fleur de Lis. Und die zieht sich gefühlt unendlich hin. Irgendwann habe ich von den vielen Bäumen links und rechts so die Nase voll, dass ich mir vornehme, beim Verlassen der Insel direkt auf dem Transcanada Highway weiterzufahren. Von dieser Seite mit Küste habe ich genug gesehen. Zumal mich auch die Tankanzeige langsam unruhig macht. Und es kommt und kommt einfach keine Ortschaft vorbei. Nur vereinzelt sind ein paar Häuser zu sehen.

Wegesrand
Spaß am Wegesrand

Dann steht da eine kleine Frau an der Straße und will mitgenommen werden. Ich checke kurz die von ihr ausgehende Gefahr und  halte an. Sie kommt angehechelt und klettert ins Auto. Die Zigarette hätte sie vorher nicht unbedingt rauchen müssen! Egal. Zusammen fahren wir nach St. Peter’s. Eine gerade jetzt auftauchende kleine Tankstelle ignoriere ich dann doch. Ein Plaudertäschchen ist meine neue Weggefährtin jedenfalls nicht.  Vielleicht hat sie der Josef, der gerade aus meinem Lautsprecher jodelt, zu sehr verschreckt.  Danach ist zum Glück Celine Dion zu hören. Die kennt sie. In St. Peter’s will sie aussteigen, was mir ganz entgegen kommt. Habe ich doch dort eine Tankstelle gesehen. Schnell lasse ich das Auto volltanken; geschafft.

Zur Belohnung gibt’s für mich Fish and Chips. Lecker. So sind beide, die Fahrerin und das Auto, zufrieden und satt.

Nur ein kurzes Stück noch und es geht runter von Cape Breton Island und ab auf den Highway nach Truro. Manchmal darf man sogar 110 km/h fahren. Sehr praktisch mit dem Tempomat.

Da ich erst morgen nach Lunenburg fahren möchte,  biege ich vom Highway nach Nordwesten ab und komme zu meiner Freude an einer Touristeninformation vorbei. Vorher hat mich vom Auto aus schon ein riesiger, trocken liegender Flusslauf beeindruckt. Von der Information winkt die „Offen“ Flagge nach mir und lädt mich zum Besuch ein.

Fundy Tidal Interpretive Center
Fundy Tidal Interpretive Center

Mit vielen guten Tipps für die nächsten beide Tage ausgerüstet, fahre ich jetzt an der Küste mit den höchsten gemessenen Gezeiten entlang. Um 18:29 Uhr soll bei Burnthead perfekt die Ebbe auf ihrem niedrigsten Stand zu sehen sein. Vorher besichtige ich noch Kanadas ältesten Laden. Der Sohn des Besitzers gibt mir jede Menge Unterrichtsmaterial für die Kinder in der Osterbrookschule mit. Was für eine Freude auf beiden Seiten!

Ältester Store in Kanada
Kanadas ältester Laden mit Café

Und dann eine nie gesehene Ebbe.

Burntcoat Head
Burntcoat Head

Vor Begeisterung bin ich hin und weg. Überhaupt gefällt mir dieser Teil von Nova Scotia viel besser. Die Laubfärbung ist weiter fortgeschritten, es ist wärmer und der Wind wahrscheinlich gerade in den Highlands unterwegs.

Die bereits einsetzende Dämmerung macht mir klar, dass ich es bis zu dem vorgeschlagenen Zeltplatz vor der Dunkelheit nicht mehr schaffe. Und das Gesuche gestern muss ich nicht noch einmal haben. Auf der Karte ist an der Strecke ein Zelt eingezeichnet.  Nehme ich. Die Fahrt dahin ist der absolute Tageshöhepunkt! Die Sonne geht gold-rot schimmernd über dem gerade nicht vorhandenen Wasser unter. Wunderschön!

Endlich kommt der Campingplatz in Sicht.  Schnell runter zum Wasser und die letzten Sonnenstrahlen zusammen mit dem Verwalter bewundert. Herrlich!

Sonnenuntergang
Whale Creek Campsite

Diesmal baue ich im Mondschein das Zelt auf. Geht gut. Übung ist alles.

WiFi gibt es auch und die etwas abgelegenen Waschräume bieten danach wieder die gewohnt kuschlige Umgebung zum Abendessen und Posts schreiben. Kleine Einschränkung: Sie werden um 22 Uhr abgeschlossen und irgendwie werden meine Posts immer länger. Dann setze ich mich eben ins Auto. Das war ein guter Tag.