Da ist sie, die lange eingeforderte Laubfärbung. Gestern ist sie mir erst richtig aufgefallen. Die Ahornbäume präsentieren sich jetzt rechts und links der Bahnstrecke ganz in ihrer roten Pracht. Ist das alles Zuckerahorn? Die Produzenten des bekannten Sirups? Wohl nicht, meint der Verkäufer im Zugbistro. Mir gefällt es. Da passt es doch gut, dass ich gestern noch das Pancake Grundset erworben habe. Die Backmischung mit Ginger, ein Fläschchen Acadin Maple Syrup und ein paar Spezialkekse auf Sirupbasis.
Ja, ich bin wieder auf dem Weg zurück nach Montreal. Auch diesmal habe ich ein gut gekühltes Zweierplätzchen mit direkter Aussicht auf das kanadische Umland. Neben mir am anderen Fenster sitzt ein älterer Herr, der auch nach St. Lambert will. Auf meine Anschwatzversuche ist er nicht wirklich eingegangen. Hörbar ein Französischkanadier. Jedenfalls hat er nichts zum Spielen mit und schaut so vor sich hin. Zum ersten Mal in seinem Leben, also nach 81Jahren, fährt er mit dem Zug.
Da sitze ich also, fahre durch diese herrliche Landschaft und bin mit meinem Ausflug nach Nova Scotia recht zufrieden. Und das bei herrlichem Sonnenschein. Was will ich mehr. Es ist eine gemütliche Art, durch Kanada zu reisen. Zur Zeit sind wir pünktlich! An jedem unbeschrankten Bahnübergang lässt der Zug sein Horn ertönen. Und davon gibt es viele.
Ansonsten ähneln die Abläufe während der Fahrt denen bei der Transsibirischen Eisenbahn. Bei Einfahrt in den Bahnhof wird vom Personal eine Tür geöffnet und die Treppe ausgefahren. Der Bahnbegleiter steigt aus. Die draußen stehenden Reisenden zeigen den Fahrschein vor und steigen ein. Dann werden die Raucher wieder eingesammelt, wenn zum Rauchen überhaupt Zeit war. Alles steigt ein, die Treppe fährt zurück und die Tür wird mit einem Schlüssel hydraulisch geschlossen. Per Walky Talky erfolgt die Vollzugsmeldung an wer weiß wen.
Immer wieder sieht man an der Strecke noch leergelaufene Flüsse. Es ist gegen 17 Uhr und da gibt es Ebbe in der Bay of Fundy und somit auch in den verbundenen Flüssen.
Den halben Tag in Halifax habe ich natürlich noch voll ausgenutzt. Die junge Dame, die nachts in dem Mädchenzimmer unbedingt noch das Licht anmachen musste, war sogar aus Deutschland. Ein Jahr frei und sie will es auf sich zukommen lassen, wohin es sie verschlägt.
Das Einwanderungsmuseum am Pier 21 war für mich vor allem unter dem Aspekt interessant, dass Tante Edith dort vor etwa 60 Jahren mit dem Schiff gelandet ist.
Hoch oben im Halifax gibt es auch eine Bastille. Von dort haben ich einen guten Blick auf die Stadt und die Waterfront.
Um 13 Uhr soll der Zug abfahren. Also noch schnell mein Lieblingsessen Fish and Chips geordert und mit Blick auf das Wasser genossen. Schmeckt deutlich besser als in Hamburg.
Ich zerre mein Übergepäck zum Bahnhof und stelle mich erstmal an die Schlange nach Montreal. Der Zug hat sogar einen Panoramawagen! Aber nicht für mich. Nur für die Schlafwagengäste. Ist okay so.
Inzwischen igeht die Sonne unter. Alles inklusive.