Da liege ich nun nachmittags in Schweden auf dem Rücken, alle Viere von mir gestreckt und döse vor mich hin. Das ist für mich völlig ungewohnt, aber auch schön.
Der Wind braust durch die umstehenden Bäume und dahinterliegenden Felder.
Heute habe ich die Fahrradtour nach 46 km schon gegen frühzeitig beendet. Da war eine gewisse Müdigkeit zu spüren, der ich gerne nachgegeben habe. Kahle Felsbereiche in den umliegenden Hügeln luden zum Verweilen ein. Da das Navi für die nächsten Kilometer keinen See oder Bach anzeigte, habe ich diese Einladung gerne angenommen. Oben auf einem der Hügel angekommen, das Fahrrad ein paarmal hin und her geschoben, den Footprint hier und dorthin gezupft und schon war der Schlafplatz eingerichtet. Es war gut, dabei meinen Gefühlen nachzuspüren. Eben sollte der Untergrund sein, kein toter Ast über dem Lager hängen, das Zelt vom Wind abgewandt und mit schöner Aussicht auf die Landschaft. Der eine, relativ frische Kuhfladen beunruhigt mich zwar etwas, aber Hornviecher sind weit und breit nicht zu sehen.
Nach einer relativ feuchten Nacht mit Platzregen neben dem Friedhof wird hier nun die Ausrüstung kräftig vom Wind durchgepustet und getrocknet.
Bis Göteborg sind es noch 80 km. Das kann ich super in zwei Etappen aufteilen und entspannt ankommen. Oder versuchen, es an einem Tag zu schaffen, wie bislang üblich.
Die heutige Etappe war recht moderat zu fahren. Kaum Hügel, geschweige denn Berge. Der Gegenwind hat mir etwas zuschaffen gemacht, aber auch die einzige Frau, die mich überholt hat, kämpfte dagegen an. Überhaupt sieht man hier kaum normale Radfahrer. Vier Radreisende sind mir bisher entgegen gekommen. Einer ist heute mit einem Rennrad, Triathlon Lenker, Bagpacking ubd Rückenwind an mir vorbeigeschossen. Alle anderen der wenigen Radfahrer sind Sportler. Zu Fuß sehe ich fast niemanden. Es sei denn, auf dem Weg zum Briefkasten oder Nachbargrundstück. Ohne Auto geht hier offensichtlich nichts. Allerdings sind Linienbusse öfter zu sehen.
Es hat mich gefreut, heute in großen Abschnitten auf dem Sverigeleden in Richtung Göteborg unterwegs zu sein. Die grünen Schilder mit dem weißen Fahrrad erinnern mich an meine Sucherei vor 4 Jahren und die Freude, wenn ich diesen Weg oder den roten Küsten Radweg wiedergefunden hatte. Die Ausschilderung der Fahrradwege hier in Schweden ist ungewohnt für mich und äußerst sparsam. Kein Vergleich mit Deutschland. Aber bei der geringen Kundschaft? Auch an Carl von Linne wird mit einer Fahrradroute parallel zum Sverigeleden erinnert. Interessant, was Wikipedia über den herausragenden schwedischen Wissenschaftler zu berichten weiß.
Ein geruhsamer Abend in Schweden. Still geht die Sonne unter, nur begleitet von leisem Vogelgezwitscher und dem Kreischen einer unzufriedenen Gans. Ab und zu fährt unten auf der Straße ein Auto vorbei und der Wind fegt rauschend durch die Bäume.
Gute Nacht.