Freundschaftsreise am Harz entlang

Wie leise es um mich herum ist. Keine Autogeräusche, Flugzeuge, Kinder,…. Ich bin in Thale und übernachte bei einer Freundin. Schon seit gestern werde ich um- und versorgt. Wie komme ich jetzt am besten nach Wernigerode?  Mit dem Bus oder der Bahn? Versuchen wir es erstmal mit dem Bus. Bahn hatte ich schon öfter und der Bus ist früher dort. Wenn er mich mitnimmt. Schließlich will ich zur Betriebsbesichtigung in meinen ehemaligen Betrieb pünktlich vorrollern.

Also alles zusammengepackt, Rolphie und mich beladen und wieder geht’s los. Die Freundin läßt es sich nicht nehmen,  mich zu begleiten. Vor der Kreuzung am Bahnhof drängt sie auf einen Wechsel der Straßenseite,  weil nur dort der Fußgängerweg durchgehend ausgebaut ist. Gesagt getan. Da klatscht es hinter uns auf einmal dumpf; Bremsen quietschen. Wir drehen uns um. Zu meinem Entsetzen liegt an eben dieser Kreuzung jetzt eine Frau vor einem Auto. Ein Mann schreit den Fahrer an: „Fahr zurück,  zurück! „.  Die Frau ist wie betäubt,  bewegt sich aber vorsichtig. Was tun? Leute starren entsetzt auf die Unfallstelle. Helfer eilen herbei. Ich werde weitergeschoben.  Der Bus fährt bald!

Ohne weiteres werden wir mitgenommen. Es gibt sogar einen Rollstuhl Stellplatz für Rolphie. Viele Mitfahrer kennen sich und es herrscht eine fröhliche Atmosphäre. Unglaublich,  wo wir überall langfahren. Ortsnamen erinnern an frühere Fahrten zur Arbeit. Kreuz und quer, hin und her, nähern wir uns Wernigerode. Herrlicher Sonnenschein, halt Altweibersommer.

Ich kämpfe die Schmerzen im Fuß von der gestrigen Quälerei nieder, sause mit Rolphie zur nächsten Freundin, werfe ihr meinen Rucksack unter den Tisch und ab geht’s zur Betriebsbesichtigung. Dieser lang vermisste Produktionsgeruch! Ach ja. Der letzthin doch so junge Kollege hat jetzt weiße, sehr kurze Haare. Die Kollegin hat sich gut gehalten und verhilft den Haaren mit Farbe zu bleibender Jugend. Nach einem allgemeinen Proberollern verabschieden wir uns für die nächsten 10 Jahre. Ich habe viel aus der damaligen Zeit vergessen. War keine wirklich wichtige Entwicklung in meinem Leben. Die private Trennung hat damals viel überlagert. Der berufliche Rauschschmiss war dann ein Glücksfall.

Der Tag findet einen perfekten kulinarischen Abschluss am chinesischen Büfett.

Wernigerode bei Nacht
Rathaus Wernigerode

Die Nacht ist kalt. Der Winter kommt. In plüschigem Bettzeug verbringe ich eine gute Nacht.

 

 

Diese „Neubau“-Wohnung ist genauso geschnitten, wie unsere damals in Thale. Das Bad ein modernisiertes Abbild. Schmal, zu kurz für eine Waschmaschine,  zweckmäßig.

Bad in Wernigerode
Einheitsbad im Plattenbau

Wernigerode ist eine schöne Stadt in wunderbarer Umgebung. Wir gehen zum Schloss, wärmen uns in einem Schafffell, essen eine Waffel und trinken Kaffee.

Halloween schickt seine ersten Boten.

Die Rückfahrt ohne Schnellzüge ist geruhsam und pünktlich.

Alles gut. Schönes erfülltes, langes Wochenende.

Die Eier, die mir so ein paar Rotzgören an Fenster werfen, können das auch nicht kaputt machen.

Halloween
Mal ein Auge drauf werfen.

 

 

Stürmisch durch den Harz

Die Zeitumstellung verschiebt das Aufstehen nach hinten, ändert aber nichts daran, dass ich raus muss in diesen Sturm. Walter warnt vor nicht fahrenden Zügen und bietet seine Hilfe an. Ich werde nach Thale rollern. Dazu habe ich Rolphie Sausewind ja mit. Der Harzlauf soll heute stattfinden. Bei dem Wind? Bin gespannt und will nicht recht daran glauben. Zweimal zur Roßtrappe hoch und wieder runter. Werde ich das mit Freude schaffen oder wird das eine Quälerei? Ich wull die Laubfärbung sehen und nun verfliegt  sie und liegt vor meinen Füßen.

Alles wieder sichtbar
Sichtachse

Also schnell den Garten noch einmal bei Tageslicht inspiziert. Endlich herrscht wieder Durchblick. Fast einen ganzen Tag habe ich gemäht, gezupft, gerupft, gezerrt und gestapelt. Unglaublich wie Brennnessel,  Goldrute und Brombeere alles durchwachsen und durchschlingen, wenn ihnen nicht Einhalt geboten werden.

Los geht’s. Mit Rucksack, Fahrradtasche und Optimismus. Das wird nicht einfach aber bestimmt ein gutes Training,  wenn der Lauf ausfallen sollte.

Hinter Quedlinburg wird der Wind spürbar. Ich komme an der Ruine von Berndt’s Autowerkstatt vorbei.  Was ist hier passiert?  Ein Brand?

Damit der Sturm mich nicht packt, weiche ich auf den Radweg aus, der sich an der Bode entlangschlängelt. Das Abstoßen von Rolphie wird  wieder einfacher. Oh, das erste Sturmopfer kommt in Sicht. Wie schnell kippt so ein Baum im Sturm wohl um? Habe ich dann noch Zeit zum Ausweichen? Egal, jetzt klettern wir erst einmal über das quer liegende Hindernis.

Sturmopfer
Von Sturm gefällt

Wir übersteigen noch mehrere Bäume und ich sehe die Bahn nach Thale fahren. Oh, so spät ist das schon? Das schaffen wir noch. Vielleicht sollte ich weniger Fotos machen und mehr treten? Wir kommen unbehelligt nach Neinstedt. Die Straßen sind leergefegt und ich nehme Fahrt auf.

Nicht lange und ich spüre zum ersten Mal bewusst die kanalisierende Wirkung des Harzes auf den Wind. Meine Freude am Rollern verfliegt in dem Moment als ich das Ortsausgangsschild von Neinstedt passiere. Der Sturm trifft mich mit voller Wucht – von vorn. Hatte ich ernsthaft auf Rückenwind gehofft?

Vor mir kämpft ein Radfahrer mit dem Sturm und ist auch nicht schneller unterwegs. Soll ich vielleicht auf die Höhen Ausweichen? Ich bin schon auf der halben Strecke völlig fertig, schiebe teilweise, in der Hoffnung, dass es damit leichter wird. Wenn ich doch wenigstens schon an der Kreuzung wäre! Insgeheim beschließe ich, bei meiner Ankunft nur den Thermengutschein einzulösen und den Lauf Lauf sein zu lassen. Ich kann nicht mehr. Walter, wo bist du?

Mein Telefon klingelt. Meine Freundin. Soll ich das Handy aus der Lenkertasche pulen? Ich versuche es. Stopfe es unter Kapuze und Mütze an mein Ohr und frage mich gleichzeitig,  ob ich bei dem Getöse überhaupt etwas verstehen werde. Sie hat erfahren, dass der Lauf

abgesagt ist. Was für ein Glück!  Schnell rufe ich ins Telefon: „Ich komme“  und schon ist die Kraft zurück und wir nehmen Fahrt auf. Wer auch immer von meinen Vorfahren diese Kraftschonung für mich geregelt hat, danke.

Also frohgemut weiter gegen den Wind angekämpft und das Zentrum von Tage erreicht.

Sturmopfer
Die ehemalige Stadtinformation

Auf dem Dach der ehemaligen Stadtinformation wird gerade ein Baum gesägt. Überall herrscht hektisches Einpacken von Imbuss-Buden, Blätter und Tüten fliegen durch die Gegend, aber wo ist die Startnummernausgabe?

Der Mann dort sieht aus, wie ein Läufer. Ich frage ihn. Er sucht auch, läuft zum Kaffeelöffel und umarmt einen Mann, der sich als Organisator outet.  Neben ihm ein Reporter der Regionalzeitung, der meine Geschichte gleich in sein Diktiergerät spricht. Ich bin ziemlich enttäuscht, dass keine Information der Läufer stattfindet, versuche noch Verbesserungspotential aufzuzeigen und gebe schließlich auf als ich merke, dass mein Anliegen nicht verstanden wird.

Friedenspark
Das wäre ihr Start gewesen

Blätter umtanzen mich in wildem Reigen. Sonne und Regentropfen wechseln sich ab.

Hexe, dumm gefallen
Ein weiteres Sturmopfer

So geht’s völlig entspannt in die Poststraße zum Erholen und Entspannen.

Juhu, ich bin da.
Endlich angekommen. Mit Sack, Pack und Roller.

Ich freue mich auf meine Lieblingstherme im Bodetaltherme und gönne mir 4 Stunden mit Harzlauf-Rabatt.

Sonnenbad
Bodetalthermenblick

Herrlich! Es wird ausführlich mit Klangschalen und Poweraufgüssen sauniert,  mit Salz und Kaffee gepeilt, gedampft, gesprudelt und gekneipt. Jo. Vier Stunden reichen dann auch erstmal. Es wird immer voller in der Therme. Am Ausgang gibt es schon einen Stau wegen Überfüllung. Mein Schlüsselband wird sehnsüchtig erwartet.

Der Tag endet mit Pelmeni und guten Gesprächen in angenehmer Atmosphäre.

Pelmenie
Ich liebe Pelmeni

Lichterfahrt – Die Bille bei Nacht nach der Alster bei Nacht

Eine Lichterfahrt auf dem Wasser? Was für eine schöne Idee! Für so etwas bin ich immer zu haben.

Fünf oder sechs Paddler von uns wollen sich auf den Weg zum HKC machen. Burckhardt denkt gleich laut über die Schmuckmöglichkeiten für sein schwimmendes Gefährt nach. Ich gehe im Kopf auch meine Beleuchtungsteile durch. Da sind zwei Stirnlampen, 2 bis 3 Taschenlampen und ein rot leuchtendes Armband. Nicht viel, aber ein Anfang.
Also frohgemut nach Hause und weiter Pläne machen.

An so einem Kajak gibt es ja keinen Stecker, das heißt, etwas Batteriebetriebenes muss her. Zusammen mit einem Fachverkäufer durchstöbere ich die Elektroabteilung des nächsten Baumarktes und wir haben viel Freude dabei. Schließlich entscheide ich mich für zwei gelbleuchtende Lichterketten und 4 Lichterkugeln, die in allen Farben leuchten können.

Alles beleuchtet
Gelichter, ich bin bereit.

Kaum mit dieser Beute Zuhause angelangt, erreicht mich Michaels Nachricht, dass sich die Beteiligung von Schwalbe an der Lichterfahrt gerade auf mich reduziert hat. Oh je, wie denn das ohne Auto?
Bedauernd sehe ich auf meine strahlende Lampeninvestition und erkenne sofort meine einmalige Chance: Ich werde das Kajak mit meinem schönen neuen Bootswagen von der Bille über das Berliner Tor zur Alster kutschieren und dort voll illuminiert in das Planschbecken des HKC eintauchen. Zur Absicherung recherchiere ich vorher noch die Ausstiegmöglichkeit beim Wasserwerk und entdecke einen mit grünem Teppich belegten, wunderbar Andrea-gerechten Steg.

Also bereite ich meine Leuchtelemente vor, aktiviere mein Lieblingskajak „Good Luck“ und ab geht´s zum Berliner Tor.

Steg in Grün
Der neuentdeckte Steg am Berliner Tor.

Ich bin allerdings ein bisschen enttäuscht, dass man mir bei meinem Landgang nicht mehr Aufmerksamkeit widmet. Wann sieht man in Hamburg denn schon einmal ein gelbes Kajak auf der Straße mit einer strahlenden Schieberin dahinter?

Ganz schön langes Gefährt
Stopp nach StVO

Auf dem Weg zur Alster

Kaum beim HKC angekommen ist klar, dass wir mit den großen Kanus fahren werden. So kommen meine Lichteffekte jetzt an einem 6er Kanu gut zur Geltung. Komplettiert mit diversen Weihnachtbaumbeleuchtungen und Knicklichterstäben sind wir ein herrlicher Anblick. Drei wunderschön geschmückte Boote und ein Kajak schwimmen auf den Alsterkanälen bis zum Stadtparksee und wieder zurück. Die Stimmung wird durch zeitweises Akkordeonspiel und norddeutsche Lieder noch romantischer.

Lichterfahrt
Auf der Alster mit Beleuchtung unterwegs.

Ein schöner warmer Abend auf der dunklen Alster, ein reichhaltiges Büfett beim HKC und ein nächtlicher Rückschub zum Berliner Tor; dann beginnt für mich der vielleicht schönste Teil des Ausflugs: Ich paddle alleine auf der Bille durch die Nacht. Das habe ich so noch nie gemacht!

Meine Stirnlampe ist nicht besonders wirkungsvoll, also mache ich sie aus. Diverse Abfälle und Fässer schwimmen an mir vorbei. Einem umgestürzten Baum kann ich gerade noch rechtzeitig ausweichen.

Bille
Es ist dunkel auf der Bille.

Und wieder geht ein schöner Tag mit neuer Paddelerfahrung zu Ende.

Deutschland – Ankunft in Teilen

Zurück in Hamburg. Wenn auch nur teilweise. Meine schwere Tasche wird durch Hamburg gefahren oder ist noch am Flughafen. Das ist nicht schön, aber so muss ich sie wenigstens nicht schleppen.

So ein leeres Gepäckband ist für Wartende kein schöner Anblick. Dank des Sky Priority Zeichens auf meinem Boardingpass komme ich aber schneller an den Schalter für vermisste Gepäckstücke. Ich bin froh, dass schon bekannt ist, dass die Tasche noch in Paris steht und mit dem nächsten Flugzeug nachkommt.

Ohne Gepäck
Wo bleibt meine Tasche?

Es ist kalt in Hamburg. Vergleichsweise. Jedenfalls habe ich die Heizung im Wohnzimmer angedreht. Der Herbst ist auch hier in voller Farbenpracht. Sogar wunderschön gefärbte Ahornblätter hat er zu bieten.

Herbst in Hamburg
Herbstbote auch 10in Hamburg

Ich konnte während des Fluges nicht schlafen umd bin jetzt wirklich müde. Die Reisetasche wird wohl doch erst morgen kommen. Dann gibt es morgen noch eine Fortsetzung der Reisegeschichte.

Der vorläufig letzte Tag in Kanada

Es regnet und das wird wahrscheinlich auch den ganzen Tag so anhalten. Schon in Island habe ich gemerkt,  dass mir bei schlechteren Wetter der Abschied deutlich leichter fällt.

Blick aus der 5. Etage
Trübe Aussichten

Noch einmal nehme ich alle Geräusche aus meiner Umgebung auf. Den leisen Regen,  die Autos, die heulende Sirene,  den surrenden Kühlschrank und die Stille im Schlafzimmer.

Heute ist Thanksgiving. Netterweise verschoben auf Montag, damit auch alle etwas davon haben.

Ich bin ja gespannt,  wieviel mein Gepäck insgesamt wiegt. Durch die vielen Hefte und Prospekte wird es wohl eng  mit der 23 kg Obergrenze werden. Ich will aber auch nichts zurücklassen.  Besonders die Unterlagen über Neufundland und Labrador sind mir wichtig, denn es zieht mich mächtig dorthin. Deshalb habe ich mich bei Tante Edith schon für das übernächste Jahr wieder angekündigt. Und sie freut sich darüber. Schon die Planumg  wird Spaß machen.

Die Gespräche mit meiner Tante geben mir viel. 91 Lebensjahre und viele Erfahrungen führen zu einer Weisheit,  von der ich gut profitieren kann. So ist mir jetzt klargeworden,  dass ich mich durch Neutralität nicht aus unangenehmen Situationen heraushalten kann. Auch damit beziehe ich eine Position für oder gegen jemanden oder etwas. Ich werde in Zukunft noch bewusster handeln. Relative Sprachlosigkeit verhindert meine Weiterentwicklung. Nur wenn ich nicht weiter aufräume, werde ich mich wohl fühlen. Miteinander sprechen ist so wichtig und dabei wichtigeThemen auszusparen, bringt mir nichts.

Zum Abschluss gehen wir noch einmal zu Vichy essen. Das ist ein beliebtes Büfett in dem Stil von „All you can it“ und sehr reichhaltig und lecker.

Desserts
Auswahl am Desserts bei Vichy

Ja, das war es dann erstmal mit Kanada. Ich hatte eine gute Zeit hier.

Zufriedene Mädels. Tante und Nichte.
Nach dem Brunch. Zufrieden und satt.

Der Check-in klappt prima.  Allerdings glaubt mir die freundliche Dame am Schalter den Sky Priority Status nicht. Steht auf der elektronischen Bordkarte, passt offensichtlich nicht mit meinem Erscheinungsbild zusammen. Stimmt auch  nicht mit meinem Ivory Status zusammen. Sie ist trotzdem so lieb und checkt mein Gepäck ein. Und das ist, wie befürchtet,  zu schwer.  Aber siehe da, nachdem ich es um die Broschüren von Nova Scotia und Neufundland erleichtert habe, ist sie zufrieden. Super.

Schnell Tschüss gesagt, denn die Dame am Check-in mahnt zur Eile, eine letzte Umarmung mit dem Cousin, ab zur Personenkontrolle und schon bin ich am Gate A 55.

Der Flug hat ein bisschen Verspätung. Das ist die Gelegenheit noch ein paar Erimnerungssocken zu kaufen.

Socke Kanada
Kanada als Socke

Kanada im Herbst

Lange und gut schlafe ich auf dem Gästebett. Die Matratze ist ein Traum.

Nach einem  ausführlichen Frühstück mit Familiengesprächen brechen wir zum Wandern in den Park National du Mont-Saint-Bruno auf. Natürlich mit dem Auto. Wir sind nicht die Einzigen, die dort hinein wollen,  also stellen wir uns erst einmal an der Autoschlange zum Eingang an. Ein guter Parkplatz ist ebenfalls wichtig, schließlich geht es um die Ausgangsposition für den Trail.

Kurz noch eine Übersichtskarte im Parkinformationszentrum abgeholt und schon sausen wir los. Buntes Laub an und unter den Bäumen, zumeist Ahornblätter, aber auch  Hickory Bitternuss und Eicheln sind zu sehen.

Mein Cousin kennt sich gut aus und erklärt die verschiedenen Bäume.  Alles ist hier eine Nummer größer, auch die

Waldfrüchte
Waldfrüchte in Kanada

Blätter an den Bäumen.

Foliage
Foliage oder Indianer Summer

Es sind viele Wanderer unterwegs und auch entsprechend ausgerüstet. Ganze Familienverbände wandern an uns vorbei und sehen zufrieden aus. Natürlich gibt es einige Läufer mit eher angestrengtem Blick. Wir kommen am mindestens drei Seen inklusive Fischen vorbei.

Bis auf ein paar gelangweilte Kanada-Gänse sind kaum Tiere zu sehen. Ein großes graues Eichhorn und zwei kleine Chickadees, was dann wohl Meisen sind, lassen sich von uns nicht stören. Sie sollen hier sogar aus der Hand fressen. Ob das in Deutschland auch klappen würde?

Kanada Gänse
Kanada Gänse

Nach 11 km entlang sämtlicher ausgeschilderte Rundkurse sind wir wieder an unseren Ausgangspunkt und im Auto.  Schnell laufe ich noch einmal los, um einen Zuckerahorn zu umarmen und schon geht’s wieder nach Hause zur Tante.

Ich umarme den Zuckerahorn
Umarmen des Zuckerahorns macht Spaß
Zuckerahorn
Zuckerahorn

Vom Dach des Wohnhauses gönne ich mir noch einmal einen kanadischen Sonnenuntergang. Montreal hat eine interessante Skyline, die jetzt noch besser sichtbar ist.

Montreal
Montreal bei Nacht

Zum Abendbrot wird für uns noch eine Mahlzeit aus Würstchen mit Kartoffeln und Rotkohl gezaubert, letzterer in deutscher Tradition hergestellt.

Abendbrot
Deutsches Abendbrot

Und schon ist mein vorläufig letzter kompletter Tag in Kanada vorbei.

Mit der kanadschen Eisenbahne

Ich habe die Nacht gut verbracht.  Ist ganz praktisch,  wenn man das Campingset mit sich führt. Schlafsack, Kissen. Nackenkissen, alles kann ich gebrauchen. Die Fahrt über den St. Lorenz Strom nach Sainte-Foy ist schon beeindruckend. Hier steigen die Reisenden nach Quebec City aus.

Nach St. Foy
Brücke über den St Lorenz Strom

Eine junge Frau hat ein kleines polnisches Kissen mit. Sowas muss ich mir auch unbedingt von Deutschland besorgen. Ist eine gute Möglichkeit,  um Kontakte zu knüpfen. Sie ist jedenfalls aus Gdansk und lebt  in Halifax. Viele nutzen das lange Wochenende mit Thanksgiving zum Verreisen. Üblicherweise gibt es nur zwei Wochen Urlaub.

Polen in Canada
Die polnische Heimat immer dabei

Die Landschaft hat sich verändert. Weniger Wälder, stärker besiedelt,  mehr Landwirtschaft. Aber auch hier wieder die schöne Laubfärbung. Die Bäume richten sich dazu nach der Länge der Tage, habe ich im Buch „Das geheime Leben der Bäume“  gelernt.

Reise mit der VIA Eisenbahn
Auf dem Weg nach Montreal

Der längere Halt in St. Hyacinthe wird verkürzt. Die Raucher sind traurig darüber.

Raucher auf Entzug
Raucher dürfen nicht aussteigen

Jetzt bin wieder bei meiner Tante. Der Zug ist sogar zu früh angekommen!  Die Abholung durch Kenneth hat prima geklappt.

Zurück in St. Lambert
Wieder bei Tante Edith

Und abends gab es noch Kartoffelpuffer aus der deutschen Backmischung.

Kartoffelpuffer
Kartoffelpuffer in Kanada(form)

Halifax – Montreal – Eine Fahrt durch den Herbst – Indian Summer pur

‏Da ist sie, die lange eingeforderte Laubfärbung. Gestern ist sie mir erst richtig aufgefallen. Die Ahornbäume präsentieren sich jetzt rechts und links der Bahnstrecke ganz in ihrer roten Pracht. Ist das alles Zuckerahorn? Die Produzenten des bekannten Sirups? Wohl nicht, meint der Verkäufer im Zugbistro. Mir gefällt es. Da passt es doch gut, dass ich gestern noch das Pancake Grundset erworben habe. Die Backmischung mit Ginger, ein Fläschchen Acadin Maple Syrup und ein paar Spezialkekse auf Sirupbasis.

Pancake Set aus Acadien
Alles für ein paar kanadische Pancakes

Ja, ich bin wieder auf dem Weg zurück nach Montreal. Auch diesmal habe ich ein gut gekühltes Zweierplätzchen mit direkter Aussicht auf das kanadische Umland. Neben mir am anderen Fenster sitzt ein älterer Herr, der auch nach St. Lambert will. Auf meine Anschwatzversuche ist er nicht wirklich eingegangen. Hörbar ein Französischkanadier. Jedenfalls hat er nichts zum Spielen mit und schaut so vor sich hin. Zum ersten Mal in seinem Leben, also nach 81Jahren, fährt er mit dem Zug.

Zugabteil Via Railway Canada
Gemütliche Sitzgruppe auf dem Weg nach Montreal

Da sitze ich also, fahre durch diese herrliche Landschaft und bin mit meinem Ausflug nach Nova Scotia recht zufrieden. Und das bei herrlichem Sonnenschein. Was will ich mehr. Es ist eine gemütliche Art, durch Kanada zu reisen. Zur Zeit sind wir pünktlich! An jedem unbeschrankten Bahnübergang lässt der Zug sein Horn ertönen. Und  davon gibt es viele.

Ansonsten ähneln die Abläufe während der Fahrt denen bei der Transsibirischen Eisenbahn. Bei Einfahrt in den Bahnhof wird vom Personal eine Tür geöffnet und die Treppe ausgefahren. Der Bahnbegleiter steigt aus. Die draußen stehenden Reisenden zeigen den Fahrschein vor und steigen ein. Dann werden die Raucher wieder eingesammelt, wenn zum Rauchen überhaupt Zeit war. Alles steigt ein, die Treppe fährt zurück und die Tür wird mit einem Schlüssel hydraulisch geschlossen. Per Walky Talky erfolgt die Vollzugsmeldung an wer weiß wen.

Stopp in Amherst
Aufenthalt in Amherst, die letzte Station auf Nova Scotia

Immer wieder sieht man an der Strecke noch leergelaufene Flüsse. Es ist gegen 17 Uhr und da gibt es  Ebbe in der Bay of Fundy und somit auch in den verbundenen Flüssen.

Ebbe
Ebbe in den Flüssen

Den halben Tag in Halifax habe ich  natürlich noch voll ausgenutzt. Die junge Dame,  die nachts in dem Mädchenzimmer unbedingt noch das Licht anmachen musste, war sogar aus Deutschland. Ein Jahr frei und sie will es auf sich zukommen lassen, wohin es sie verschlägt.

Das Einwanderungsmuseum am Pier 21 war für mich vor allem unter dem Aspekt interessant,  dass Tante Edith dort vor etwa 60 Jahren mit dem Schiff gelandet ist.

Einwanderungsmuseum
Einwanderungsmuseum Pier 21

Hoch oben im Halifax gibt es auch eine Bastille. Von dort haben ich einen guten Blick auf die Stadt und die Waterfront.

Old Watch
Old Watch unterhalb der Bastille

Um 13 Uhr soll der Zug abfahren.  Also noch schnell mein Lieblingsessen Fish and Chips geordert und mit Blick auf das Wasser genossen. Schmeckt deutlich besser als in Hamburg.

Essen
Waterfrontessen Fish and Chips

Ich zerre mein Übergepäck zum Bahnhof und stelle mich erstmal an die Schlange nach Montreal. Der Zug hat sogar einen Panoramawagen! Aber nicht für mich. Nur für die Schlafwagengäste. Ist okay so.

Panoramawagen Via Railway
Panoramawagen

Inzwischen igeht die Sonne unter. Alles inklusive.

Nova Scotia – Von der Bay of Fundy nach Lunenburg

So eine Nacht in der Nähe des Wassers kann doch recht feucht sein. Mir ist nachts ziemlich kalt und so ein feuchtes Zelt macht auch wenig Freude. Also ziehe ich  entgegen meiner Daunensacktheorie irgendwann nachts noch eine Schicht extra über.

Das Flutwasser höre ich ziemlich laut in der Dunkelheit rauschen. Früh ist wieder Ebbe und das Wasser zum Horizont hin verschwunden. Sehr beeindruckend. Später stehen  jede Menge Möwen auf dem roten Schlick. Auf was sie wohl warten?

Alles verschwunden, Ebbe
Ebbe am Campingplatz

Das nächste Highlight ist  ein Leuchtturm. Wieder die  gleiche Bauart und liebevoll restauriert. Über zwei kurze Leitern kann man schnell in die Spitze aufsteigen.

Leuchtturm
Leuchtturm bei Walton

Grande Pre, die historische Welterbestätte, schaue ich mir nur kurz an. Soviel habe ich gestern verstanden, dass die Oberhoheit über das Gebiet auch die Kontrolle über die Atlantikküste von Kanada sicherte und deshalb strategisch so wichtig war. Die Franzosen haben damals verloren und wurden deportiert.

Die Gegend an der Bay of Fundy ist sehr fruchtbar. Wein, Obst und Kürbisse wachsen hier am besten.  Sieht aus wie im Alten Land bei Hamburg. Die drei gekauften Musterfrüchte werde ich erst später probieren.  Die dazu gegebenen Pflaumen sind noch sehr unreif und verleiden mir weitere Kostproben. Vom Verkäufer erfahre ich jedenfalls, wie ich zu den Giant Pumpkins komme. Das ist ein Farmland der Familie Dill mit unglaublich großen Kürbissen. Diese Größe erreicht man wohl durch den besonderen Samen. Sie werden dann gehegt und gepflegt. Sogar mit Decken wie ein gestrandeter Wal bedeckt (gegen Frost und Rehbisse). Zwei Mütter waren gerade dabei, als Kürbisse angezogene Babys auf eben diesen zu fotografieren.  Hat bei den Kleinen wenig Freude ausgelöst.

Eine Frau zeigt mit die Liste der weltweit schwersten Kürbisse, die sie führt. Sogar Jemand aus Deutschland ist dabei.

Giant Pumpkins
Dill Farmland mit Giant Pumpkins

Ein bisschen was von der Bay of Fundy möchte ich schon noch sehen. Also fahre ich nach Norden in einen kleinen Hafen. Werde auch langsam hungrig und damit knurrig. Also rein in den Souvenirshop und dort einen kleinen  Lobster bestellt. Mit Kartoffelsalat. Und zack steht ein Tablett auf dem Tisch, ein Hummer wird von der Kassiererin dort hineingesetzt und starrt mich vorwurfsvoll an. Ups, so hatte ich das gar nicht gemeint oder doch? Also ich raus aus dem Shop mit dem Tablett in Richtung Kochstätte. Ist ja schon was anderes, wenn man den, den man später essen will, vorher noch persönlich kennenlernt!

Kleiner Lobster
Kleiner Lobster

Der Koch hat da überhaupt keine Gewissensbisse und schmeißt ihn sofort in seine große Kochmaschine. Als der Hummer wieder bei mir ist, lasse mir von der Kellnerin noch den richtigen Verzehr erklären. Das Angebot vom Nachbartisch für ein Foto mit Hummer lehne ich glatt ab. Ich wars nicht, der Koch hat getan! Trotzdem schmeckt der Lobster gut. Vor allem in dieser passenden Umgebung.

Auf dem Weg nach Süden in Richtung Lunenburg  komme ich an einem Ort mit Namen New Germany vorbei. Erst denke ich, er ist schon verlassen worden, aber hinter den  ersten leerstehenden Gebäuden folgt eine ganze Stadt. Sogar den Friedhof schaue ich mir an, kann aber keine deutschen Namen auf den alten Grabsteine entdecken.

New Germany
New Germany

Und wieder zieht sich die Fahrt durch die Wälder endlos hin. Wenigstens bin ich mit der Tankfüllung diesmal schlauer und tanke beizeiten. Oder besser lasse tanken mit Full Service.  Ein junger Mann bedient mich. Kostet wohl etwas mehr, aber so mache ich oder besser er alles richtig, bekomme meine Scheibe geputzt und benutze fleißig meine Kreditkarte.

Als ich auf dem Campingplatz „Top on the Hill“  ankomme, ist die Rezeption schon geschlossen. Ein anderer Camper mit riesigem Wohnbus meint, ich soll einfach bleiben. Mit Code für den Waschraum und WiFi ausgerüstet schlage ich bei untergehenden Sonne mein Zelt zwischen zwei Schweizer Wohnmobilen auf.

Diesmal schreibe ich den Post im Auto. Die Steckdose im Waschraum funktioniert nicht. Ach, wie bin ich doch von Licht, Strom und WiFi anhängig! Aber zum Glück ist das zumeist verfügbar.

Camping Lunenburg
Top on the Hill – Camping in Lunenburg