Ich sehe sie näherkommen. Was halten sie in den Händen? Zwei Mädchen mit Müllgreifern kommen auf mich zu. Eine hebt geschickt eine winzige Zigarettenkippe auf. Unglaublich! Das finde ich super und sage es ihr auch. Sie meint, wir finden nicht gut, dass der Müll hier so rumliegt. Und dass es diese Greifer im 1 Euro Laden gibt.
Hm. Das Thema lässt mich nicht los. Ich gehe extra in diesen Laden und kaufe mir gleich zwei Greifer. Habe noch kein Zutrauen zu mir und dem Greifer. Will zusammen mit einer Freundin Müll sammeln. Sie kommt nicht vorbei.
Ich sammle alleine. Verbinde meine Leidenschaft für das Wandern mit dem Aufklauben von Müll am Wegesrand. Inzwischen kenne ich alle Mülleimer und Glascontainer an den Wegen, um meine Last schnell loszuwerden. Ich freue mich an meinem bereinigten Revier. Finde interessante Dinge, die nicht verloren werden sollten. Unterbreche deren Müllgeschichte und gebe sie für Bedürftige weiter. Und verleihe so meinem Leben einen nachhaltigeren und ordnenden Sinn.
Kaum zurück aus Rosenheim, war mir heute morgen sehr nach Rausgehen und Müll sammeln. Und siehe da, drei Personen haben mich daraufhin angesprochen. Zweimal dafür bedankt und ein sehr langes Gespräch. Schon auf meinem Weg über den Osterbrookplatz wurde ich das erste Mal angesprochen. Später wurde ich aus einem fahrenden Auto heraus gefragt, ob das eine offizielle Sammelaktion wäre und eine Frau wollte wissen, ob ich das ehrenamtlich mache. Das gefällt mir. Wieso gerade heute diese Nachfragen? Nachdem ich mich bei der Stadtreinigung um die Stelle am Energieberg beworben habe? Das ist doch mal ein gutes Zeichen.
Was für ein schöner Tag. Kalt, windig, anstrengend, erfüllend. Ich bin zufrieden mit mir. Von Wilhelmsburg zur Bunthäuser Spitze und wieder nach Hause. Geplant, drauf gefreut und so ausgeführt. Ich habe diesen Adler und später auch seinen Horst gesehen. Besser geht es nicht. Wie sich mein Blick für die Umwelt geweitet hat! Es war dann auch Zeit, nach Hause zu kommen. Der kalte Wind auf dem Deich und den Brücken hat mich abgekühlt und da bin ich lieber nicht mehr stehen geblieben.
So eine Nacht im Norden von Nova Scotia kann doch ganz schön kalt sein. Ich schwanke zwischen Hoffnung auf wärmende Wirkung der Daune bei geringer Bekleidung und dem Wunsch, soviel wie möglich anzuziehen.
Alle schwärmen von Cape Meat im Norden von Nova Scotia. Also nichts wie hin. Vorher schnell noch ein Abstecher zum Strand mit kurzem Bad im Atlantik.
Schon die Fahrt ist überwältigend.
Am Straßenende dann ein Restaurant und ein Campingplatz. Bin mir nicht ganz sicher, ob es noch weiter geht. Also erstmal die lokale Küche ausprobiert und auf Empfehlung Chowder gegessen. Dicke Muschelsuppe. Naja.
Auf alle Fälle eine gute Grundlage für die dann folgenden Abenteuer.
Ebenfalls auf Empfehlung wird der etwas windgeschützten Platz Nr. 22 am Hang bezogen.
Neue Empfehlung: 20 min Rundweg auf den nächsten Berg. Abzweigung verpasst und das Abenteuer beginnt. Da ich den kurzen Weg eh zu poplig finde, spontan dem Weg 5 zum Cape Lawrence weiter gefolgt. Zieht sich ganz schön hin. Und steinig ist es auch. Mit Barfußschuhen ist das manchmal nicht besonders lustig. Quadfahrer schießen reichlich an mir vorbei und geben in merkwürdigem Dialekt Tipps, wie ich zum Lighthouse komme. Die haben alle sichtlich ihren Spaß.
Nach langer Wanderung kommt dann der Leuchtturm vom St. Lorenz Kap in Sicht. Offensichtlich ist hier der St. Lorenz Strom wirklich zuende. Und der Wind schießt mit voller Wicht um die Ecke. Muss mich zum Fotografieren direkt hinter eine Hausruine ducken. Da kann auch niemand wohnen.
Der Turm sieht ja ein bisschen enttäuschend aus, erfüllt in dieser windigen Gegend aber wahrscheinlich super seinen Zweck.
Dann den Weg 7 gesucht und eine Andeutung von Trampelpfad an der Steilküste gefunden. Es ist gar nicht so einfach, bei diesem Gegenwind auf Kurs zu bleiben. Wie schön wäre es doch, jetzt mit dem Wind in der anderen Richtung unterwegs zu sein! Traumhafte Ausblicke auf den gegen die Steilküste anbrandenden Atlantik entschädigen mich voll.
Immer weiter geht’s an der Küste. Der Trampelpfad ist mal mehr und mal weniger zu sehen. Ein paar Metallfähnchen sind spärlich vorhanden und vom Wetter gezeichnet. Ich folge der Küste im sicheren Abstand. Tolle Ausblicke, viel Wind und langsam Zweifel, ob der Trampelpfad vielleicht von den Elchen stammt, die reichlich ihre Haufen und Hufabdrücke hinterlassen haben. Ja und siehe da, irgendwann ist der Weg dann auch zuende. Hm. Amerika ist ja auch nicht Deutschland mit seinen Ausschilderungen der Wanderwege. Und hier sehr spärlich besiedelt.
Also wieder ein Stück zurück und Ausschau nach irgendwelchen Abzweigungen gehalten. Oh, da ist ja ein Fels mit zwei Steinen drauf! Das hat bestimmt was zu bedeuten. Juhu! Dahinter ist eine Boje angebunden. So fliegt sie garantiert nicht weg und ich habe sowas schon am Anfang des Weges gesehen. Das muss mein Weg 7 sein!
Später sind jede Menge rote Bänder zur Markierung in den Bäumen. Bin auch echt froh darüber und muss spontan an den Songit den „Yellow ribbon on the old oak tree“ denken.
Auf einmal steht da ein Rind im Wald. Interessant. Als es mir spontan hinterher läuft, ist es mit meiner Freude und dem Lied schnell vorbei. Die Variante -Andrea geht vor und ich bleibe zurück- findet es nicht akzeptabel. Das ist jetzt aber schon unangenehm für mich, zumal die Hörner zum Schubsen benutzt werden. Also ich ab hinter ein paar Bäumchen. Vielleicht ist das ja zu piekrig am Schnäuzchen. Scheint auch so, aber trotzdem werde ich um die Bäume herum beschnuppert und verfolgt. Will es vielleicht Streicheleinheiten, wie die Kühe in den Alpen? Jetzt kommen auch noch die Hörnchen zum Einsatz. Ich liebe Bäume. Vor allem, wenn ich mich dahinter verstecken kann und sie mein „Schutzschild“ sind. Also spielen wir das Baumspiel eine Weile und ich versuche durch die Büsche weiter zu kommen. Aggressiv sind wir beide nicht. Sonst könnte es aber auch was erleben! Naja, stimmt so nicht, bei der Größe und Länge meines Gegenübers.. Der kleine Stock in meiner Hand ist offensichtlich ganz von alleine dahin gekommen. Am meisten stört es mich, dass die Zeit für die Rückkehr zum Campingplatz bei Tageslicht knapp wird. Und auf einmal wendet sich mein neuer Weggefährte zum Weiden einem grünen Pflänzchen zu. Jetzt nichts wie weg! Buh, ein bisschen Angst hatte ich doch.
Weiter geht es im Sauseschritt und ungehindert den breiter werdenden Weg entlang. Der sich dann gefühlt ewig hinzieht und mal rumpelig und mal gut laufbar ist. Als es dunkel wird und ich die Stirnlampe aktivieren will, habe ich nur 2 der 3 notwendigen Batterien mit. Schlecht vorbereitet und umsonst mitgeschleppt. Zum Glück hat die Powerbank auch eine Lampenfunktion. Als sich der Wanderkreis zum Weg 5 schließt, bin ich froh, auf dem richtigen Weg zu sein. In der Dunkelheit komme ich endlich auf dem Campingplatz an. Sogar der Verwalter ist noch da und muss sich erst einmal meine Abenteuergeschichte anhören.