Stürmisch durch den Harz

Die Zeitumstellung verschiebt das Aufstehen nach hinten, ändert aber nichts daran, dass ich raus muss in diesen Sturm. Walter warnt vor nicht fahrenden Zügen und bietet seine Hilfe an. Ich werde nach Thale rollern. Dazu habe ich Rolphie Sausewind ja mit. Der Harzlauf soll heute stattfinden. Bei dem Wind? Bin gespannt und will nicht recht daran glauben. Zweimal zur Roßtrappe hoch und wieder runter. Werde ich das mit Freude schaffen oder wird das eine Quälerei? Ich wull die Laubfärbung sehen und nun verfliegt  sie und liegt vor meinen Füßen.

Alles wieder sichtbar
Sichtachse

Also schnell den Garten noch einmal bei Tageslicht inspiziert. Endlich herrscht wieder Durchblick. Fast einen ganzen Tag habe ich gemäht, gezupft, gerupft, gezerrt und gestapelt. Unglaublich wie Brennnessel,  Goldrute und Brombeere alles durchwachsen und durchschlingen, wenn ihnen nicht Einhalt geboten werden.

Los geht’s. Mit Rucksack, Fahrradtasche und Optimismus. Das wird nicht einfach aber bestimmt ein gutes Training,  wenn der Lauf ausfallen sollte.

Hinter Quedlinburg wird der Wind spürbar. Ich komme an der Ruine von Berndt’s Autowerkstatt vorbei.  Was ist hier passiert?  Ein Brand?

Damit der Sturm mich nicht packt, weiche ich auf den Radweg aus, der sich an der Bode entlangschlängelt. Das Abstoßen von Rolphie wird  wieder einfacher. Oh, das erste Sturmopfer kommt in Sicht. Wie schnell kippt so ein Baum im Sturm wohl um? Habe ich dann noch Zeit zum Ausweichen? Egal, jetzt klettern wir erst einmal über das quer liegende Hindernis.

Sturmopfer
Von Sturm gefällt

Wir übersteigen noch mehrere Bäume und ich sehe die Bahn nach Thale fahren. Oh, so spät ist das schon? Das schaffen wir noch. Vielleicht sollte ich weniger Fotos machen und mehr treten? Wir kommen unbehelligt nach Neinstedt. Die Straßen sind leergefegt und ich nehme Fahrt auf.

Nicht lange und ich spüre zum ersten Mal bewusst die kanalisierende Wirkung des Harzes auf den Wind. Meine Freude am Rollern verfliegt in dem Moment als ich das Ortsausgangsschild von Neinstedt passiere. Der Sturm trifft mich mit voller Wucht – von vorn. Hatte ich ernsthaft auf Rückenwind gehofft?

Vor mir kämpft ein Radfahrer mit dem Sturm und ist auch nicht schneller unterwegs. Soll ich vielleicht auf die Höhen Ausweichen? Ich bin schon auf der halben Strecke völlig fertig, schiebe teilweise, in der Hoffnung, dass es damit leichter wird. Wenn ich doch wenigstens schon an der Kreuzung wäre! Insgeheim beschließe ich, bei meiner Ankunft nur den Thermengutschein einzulösen und den Lauf Lauf sein zu lassen. Ich kann nicht mehr. Walter, wo bist du?

Mein Telefon klingelt. Meine Freundin. Soll ich das Handy aus der Lenkertasche pulen? Ich versuche es. Stopfe es unter Kapuze und Mütze an mein Ohr und frage mich gleichzeitig,  ob ich bei dem Getöse überhaupt etwas verstehen werde. Sie hat erfahren, dass der Lauf

abgesagt ist. Was für ein Glück!  Schnell rufe ich ins Telefon: „Ich komme“  und schon ist die Kraft zurück und wir nehmen Fahrt auf. Wer auch immer von meinen Vorfahren diese Kraftschonung für mich geregelt hat, danke.

Also frohgemut weiter gegen den Wind angekämpft und das Zentrum von Tage erreicht.

Sturmopfer
Die ehemalige Stadtinformation

Auf dem Dach der ehemaligen Stadtinformation wird gerade ein Baum gesägt. Überall herrscht hektisches Einpacken von Imbuss-Buden, Blätter und Tüten fliegen durch die Gegend, aber wo ist die Startnummernausgabe?

Der Mann dort sieht aus, wie ein Läufer. Ich frage ihn. Er sucht auch, läuft zum Kaffeelöffel und umarmt einen Mann, der sich als Organisator outet.  Neben ihm ein Reporter der Regionalzeitung, der meine Geschichte gleich in sein Diktiergerät spricht. Ich bin ziemlich enttäuscht, dass keine Information der Läufer stattfindet, versuche noch Verbesserungspotential aufzuzeigen und gebe schließlich auf als ich merke, dass mein Anliegen nicht verstanden wird.

Friedenspark
Das wäre ihr Start gewesen

Blätter umtanzen mich in wildem Reigen. Sonne und Regentropfen wechseln sich ab.

Hexe, dumm gefallen
Ein weiteres Sturmopfer

So geht’s völlig entspannt in die Poststraße zum Erholen und Entspannen.

Juhu, ich bin da.
Endlich angekommen. Mit Sack, Pack und Roller.

Ich freue mich auf meine Lieblingstherme im Bodetaltherme und gönne mir 4 Stunden mit Harzlauf-Rabatt.

Sonnenbad
Bodetalthermenblick

Herrlich! Es wird ausführlich mit Klangschalen und Poweraufgüssen sauniert,  mit Salz und Kaffee gepeilt, gedampft, gesprudelt und gekneipt. Jo. Vier Stunden reichen dann auch erstmal. Es wird immer voller in der Therme. Am Ausgang gibt es schon einen Stau wegen Überfüllung. Mein Schlüsselband wird sehnsüchtig erwartet.

Der Tag endet mit Pelmeni und guten Gesprächen in angenehmer Atmosphäre.

Pelmenie
Ich liebe Pelmeni

Marathontag

Herrlicher Sonnenaufgang auf der Jaques-Cartier Brücke. Tausende Mitläufer. Große Hitze.  Uninteressante Umgebung.  Kaum Zuschauer. Wenig Begeisterung.  Keine Gespräche mit anderen Läufern. Erinnert mich an La Reunion. Vielleicht hat es auch mit meiner Unkenntnis der französischen Sprache zu tun.

Danach mit der Metro nach Longueile und zu Fuß in Luftlinie zu Tante Edith. Hat ganz schön lange gedauert. Aber ich habe einen guten Überblick über die Gegend auf dem Weg bekommen.

88. in meiner Altersklasse, 6000. gesamt, 2000. Frau. 2:16. Ist okay. Einen Marathon hätte ich nicht geschafft.

Vor dem Marathon
Alles bereit für den Marathon

Kanada Ein kurzfristiger Besuch

Vor 4 Wochen überlegt, schnell alles zusammengebucht und schon bin ich am Start:
Kanada – Montreal – St. Lambert – Victoria Ave – Kenneth und Tante Edith.
Beide sehen gut aus und ich fühle mich wie Zuhause.

Für die Jahreszeit ist es viel zu heiß; so um die 30 Grad Celsius. Der geplante Marathon in Montreal ist vom Veranstalter deshalb schon  abgesagt worden. Zu meinem Glück. Auch ohne die Hitze bin ich nicht gut darauf vorbereitet. Werde aber auf den Halbmarathon ummelden. Wenn ich schon mal da bin!  Das vierte Mal in diesem Jahr, dass ich einen geplanten Marathon nicht laufe. Nur einer hat bisher geklappt.

Flug nach Kanada mit Air France
Mein Flugzeug nach Kanada